Mittwoch, 3. April 2013

Biographien in Kohle geschrieben


Mehr als 20 Ausstellungen hat das LWL-Industriemuseum in den letzten zehn Jahren schon in der Reihe "Galerie Industriearbeit" auf der Zeche Zollern gezeigt. Dabei bildeten Themen aus der deutsch-polnischen Geschichte einen wichtigen Schwerpunkt. Auch die neue Ausstellung "Biographien in Kohle geschrieben" kommt aus Polen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Schau mit 55 Gemälden von Laienkünstlern aus Oberschlesien seit Sonntag, 24. Februar, in seinem Dortmunder Industriemuseum.

In Oberschlesien wie im Ruhrgebiet bildeten sich in den 1950er Jahren Laienkünstlergruppen auf den Zechen. Sie wurden dabei von den Betriebsleitungen unterstützt, die Arbeits- und Ausstellungsräume zur Verfügung stellten. "Hier wie dort thematisierten die malenden Bergleute in oft leuchtender Farbigkeit ihre Arbeit und ihre Freizeit, die Städte und Industrielandschaften, in denen sie lebten, ihr Familienleben, die Nachbarschaft und die Kultur des Bergbaus", erklärt Dr. Dagmar Kift vom LWL-Industriemuseum. Viele von ihnen entwickelten sich zu überregional und international anerkannten Vertretern der Naiven Kunst. Dazu zählen Ludwik Holesz, Marek Idziaszek, Pawel Kurzeja, Jan Nowak, Teofil Ociepka, Waldemar Pietzko und Erwin Sówka, deren Werke in der Ausstellung "Biographien in Kohle geschrieben" zu sehen sind.

Ihre Bilder zeigen die schlesische Industrielandschaft, die Arbeit unter Tage und das Leben in den Vorstädten - mit Schrebergärten, Kohlehändlern, Picknick im Park, Bergmannskapellen und Kirmes. Häufig findet auch die heilige Barbara Berücksichtigung. Außerdem mythische Themen, exotische Sujets und die Einsamkeit des Menschen in der modernen Welt der Technik .

"Die Werke der schlesischen Bergleute zeichnen sich durch eine tiefe Verbundenheit mit der Region, aus, mit ihren Bräuchen und ihrer Kultur, sowie durch eine tiefe Religiosität. Sie bilden die Realität nicht ab, sondern interpretieren sie auf immer wieder andere und faszinierende Weise. Sie überzeugen durch individuelle und originelle Handschrift", so Kift.

Hintergrund

"Biographien in Kohle geschrieben" ist eine Gastausstellung des Schlesischen Museums Kattowitz, zu dem das LWL-Industriemuseum seit mehreren Jahren freundschaftliche Beziehungen unterhält. Kooperationen bieten sich nicht nur aufgrund von ähnlichen Sammlungsbeständen und Ausstellungskonzeptionen an, sondern auch in Bezug auf den Standort. Zur Zeit bereitet das Schlesische Museum seinen Umzug auf ein ehemaliges Zechengelände vor. "Dort steht ein spektakulärer Museumsneubau kurz vor der Vollendung. Er ist von gründerzeitlichen Tagesanlagen des ehemaligen Steinkohlenbergwerks Ferdinand umgeben, die den Ehrenhof-Bauten der Dortmunder Zeche Zollern II/IV ähneln. Eine originale Fördermaschine ist in Kattowitz ebenfalls noch vorhanden", erklärt Dr. Thomas Parent, stellvertretender Direktor des LWL-Industriemuseums, der seit Jahren die Kontakte nach Polen pflegt und die Ausstellungsreihe "Galerie Industriearbeit" betreut.

Die Ausstellung "Biographien in Kohle geschrieben", wurde am Sonntag (24.2.) um 11 Uhr eröffnet. Es sprechen LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale, der polnische Vizekonsul Jakub Wawrzyniak sowie die Ausstellungskuratorin Sonia Wilk aus Kattowitz. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.


Biographien in Kohle geschrieben - Gemälde von Bergleuten aus Oberschlesien.
Gastausstellung des Schlesischen Museums Kattowitz
24.2.-7.4.2013
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
GALERIEINDUSTRIEARBEIT
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr



LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Grubenweg 5
44388 Dortmund
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