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"Eines der in der Sonderausstellung gezeigten Exponate" Foto: Hamaland-Museum |
Kruzifixe und Schutzengel
Herrgottswinkel, Weihwassergefäße, Kruzifixe und Schutzengel - noch bis
in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein gehörten sie
ganz selbstverständlich zum "Inventar" vieler Haushalte im katholisch
geprägten Westmünsterland. Die evangelischen Nachbarn hingegen
schmückten ihr Heim mit einfachen Kreuzen und Spruchkalendern. Eine
große Auswahl solcher Devotionalien zeigt nun die neue Sonderausstellung
"Der Herrgott wird's richten - Zeugnisse häuslicher Frömmigkeit" im
kreiseigenen Hamaland-Museum in Vreden, Butenwall 4.
Die Ausstellung ist bis zum 28. Juli zu sehen. Das Museum hat dienstags bis
sonntags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für
Erwachsene 2 Euro. Schüler zahlen 1 Euro.
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Foto: Hamaland-Museum |
Die Sonderausstellung gilt gleichermaßen als Probelauf für die künftige
Präsentation dieses Themas in Vreden. Auf einem imaginären
Wohnungsrundgang finden die Besucherinnen und Besucher des Museums viele
Zeichen häuslicher Frömmigkeit: In der Küche und den Fluren,
Schlafzimmern und Stuben hingen Kreuze und Weihwasserbecken. Das
Elternschlafzimmer zierten überdies Erinnerungsbilder an Kommunion oder
Konfirmation sowie Herz-Jesu- und Herz-Maria-Bilder. Dazu gab es häufig
über den Ehebetten ein sogenanntes "Schlafzimmerbild im Handtuchformat",
das ein religiöses, aber auch ein weltliches Motiv wie den Elfenreigen
zeigen konnte.
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Foto: Hamaland-Museum |
Über dem Kinderbett hing oft ein Schutzengel, in der
"besten Stube" die Darstellung der Heiligen Familie und in der Küche der
Haussegen. "Das empfinden heute viele Betrachter als kitschig und
sentimental", berichtet Dr. Annette Menke. "Zu früherer Zeit wurden
diese Stücke aber als Andenken geehrt, als Gebetsaufforderung oder als
mächtiges Symbol verstanden.
" Ihre Hochblüte hatte die Herstellung
dieser Devotionalien in der Zeit von 1900 bis 1920.
Die starken Botschaften, die von religiösen Gegenständen ausgingen,
skizziert die Volkskundlerin Christine Aka in ihrem Buch "Nicht nur
sonntags": "Sie waren eine Art Symbolprogramm und prägten in ihrem
Zusammenwirken die inneren Welten." Dabei hätten sie vorbildhafte Werte
vorgegeben, zur Verehrung angeregt und auch Unterhaltung geboten.
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Foto: Hamaland-Museum |
"Den
Menschen war damals durch die frommen Zeichen immer bewusst, dass
niemand sein Schicksal selbst in der Hand hat", erläutert Christine Aka.
Krieg und Not, Ungewissheit und Hilfsbedürftigkeit, die Angst vor dem
Bösen und dem Elend machten deutlich, dass es der Gnade einer
jenseitigen Macht bedurfte, um in der Welt überleben zu können. Die
religiösen Exponate, die heute teilweise nur noch dekorativen Zwecken
dienen, seien zu ihrer Zeit sofort erkennbare und selbstverständliche
Attribute einer Umwelt gewesen, in der die Kirche einen sehr großen Teil
des Denkens und Verhaltens beeinflusste.
Die Sonderausstellung des Hamaland-Museums zeigt Objekte, die
überwiegend aus der hauseigenen Sammlung stammen. Aber auch Bürgerinnen
und Bürger aus Vreden und Umgebung stellten nach einem Aufruf Exponate
zur Verfügung. Einige Leihgaben stammen zudem aus dem Museum Religio in
Telgte.