Donnerstag, 6. Juni 2013

„Der Herr wird’s richten – Zeugnisse häuslicher Frömmigkeit"

"Eines der in der Sonderausstellung gezeigten Exponate" Foto: Hamaland-Museum


 Kruzifixe und Schutzengel

Herrgottswinkel, Weihwassergefäße, Kruzifixe und Schutzengel - noch bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein gehörten sie ganz selbstverständlich zum "Inventar" vieler Haushalte im katholisch geprägten Westmünsterland. Die evangelischen Nachbarn hingegen schmückten ihr Heim mit einfachen Kreuzen und Spruchkalendern. Eine große Auswahl solcher Devotionalien zeigt nun die neue Sonderausstellung "Der Herrgott wird's richten - Zeugnisse häuslicher Frömmigkeit" im kreiseigenen Hamaland-Museum in Vreden, Butenwall 4.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Juli zu sehen. Das Museum hat dienstags bis sonntags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2 Euro. Schüler zahlen 1 Euro.


Foto: Hamaland-Museum
Die Sonderausstellung gilt gleichermaßen als Probelauf für die künftige Präsentation dieses Themas in Vreden. Auf einem imaginären Wohnungsrundgang finden die Besucherinnen und Besucher des Museums viele Zeichen häuslicher Frömmigkeit: In der Küche und den Fluren, Schlafzimmern und Stuben hingen Kreuze und Weihwasserbecken. Das Elternschlafzimmer zierten überdies Erinnerungsbilder an Kommunion oder Konfirmation sowie Herz-Jesu- und Herz-Maria-Bilder. Dazu gab es häufig über den Ehebetten ein sogenanntes "Schlafzimmerbild im Handtuchformat", das ein religiöses, aber auch ein weltliches Motiv wie den Elfenreigen zeigen konnte. 

Foto: Hamaland-Museum
Über dem Kinderbett hing oft ein Schutzengel, in der "besten Stube" die Darstellung der Heiligen Familie und in der Küche der Haussegen. "Das empfinden heute viele Betrachter als kitschig und sentimental", berichtet Dr. Annette Menke. "Zu früherer Zeit wurden diese Stücke aber als Andenken geehrt, als Gebetsaufforderung oder als mächtiges Symbol verstanden.

" Ihre Hochblüte hatte die Herstellung dieser Devotionalien in der Zeit von 1900 bis 1920.
Die starken Botschaften, die von religiösen Gegenständen ausgingen, skizziert die Volkskundlerin Christine Aka in ihrem Buch "Nicht nur sonntags": "Sie waren eine Art Symbolprogramm und prägten in ihrem Zusammenwirken die inneren Welten." Dabei hätten sie vorbildhafte Werte vorgegeben, zur Verehrung angeregt und auch Unterhaltung geboten. 


Foto: Hamaland-Museum
"Den Menschen war damals durch die frommen Zeichen immer bewusst, dass niemand sein Schicksal selbst in der Hand hat", erläutert Christine Aka. Krieg und Not, Ungewissheit und Hilfsbedürftigkeit, die Angst vor dem Bösen und dem Elend machten deutlich, dass es der Gnade einer jenseitigen Macht bedurfte, um in der Welt überleben zu können. Die religiösen Exponate, die heute teilweise nur noch dekorativen Zwecken dienen, seien zu ihrer Zeit sofort erkennbare und selbstverständliche Attribute einer Umwelt gewesen, in der die Kirche einen sehr großen Teil des Denkens und Verhaltens beeinflusste.

Die Sonderausstellung des Hamaland-Museums zeigt Objekte, die überwiegend aus der hauseigenen Sammlung stammen. Aber auch Bürgerinnen und Bürger aus Vreden und Umgebung stellten nach einem Aufruf Exponate zur Verfügung. Einige Leihgaben stammen zudem aus dem Museum Religio in Telgte.