Mamenchisaurus mit extrem langem Hals aus dem
Dinosaurier-Museum in Zigong (China).
(c) Foto: Nicole Klein/Uni Bonn
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Paläontologen der Universität Bonn unter Beteiligung der Universität Flensburg haben herausgefunden, dass sauropode Dinosaurier einen deutlich leichteren und beweglicheren Hals hatten als bislang angenommen. Ihre Ergebnisse stützen sich auf die Analyse der Halsrippen. Die Studie ist nun in der Zeitschrift „Biology Letters“ der Royal Society of London erschienen.
Die sauropoden Dinosaurier sind die größten landlebenden
Tiere, die es jemals auf der Erde gab. „Eines ihrer charakteristischsten
Merkmale und ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg der Gruppe ist der extrem
lange Hals der Sauropoden“, sagt Erstautorin Dr. Nicole Klein vom
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität
Bonn. „Dieser stark verlängerte Hals ist zugleich ihr am kontroversesten
diskutiertes Merkmal.“ Prof. Dr. Andreas Christian von der Universität
Flensburg war ebenfalls an der Studie beteiligt. Einige Wissenschaftler
befürworten die Hypothese, dass die Sauropoden den Hals vor allem für das
Fressen in hohen Bäumen nutzten und favorisieren somit eine eher vertikale
Halshaltung. Andere hingegen argumentieren, dass die Sauropoden den Hals eher
als horizontale Verlängerung nutzten und vor allem in niedrigen Bäumen und
Sträuchern ihr Futter suchten.
Zwei verschiedene Hypothesen zur Halshaltung
Das Problem bei der Rekonstruktion der Halshaltung liegt vor
allem darin, dass es unterschiedliche Annahmen über mechanisch relevante
Strukturen - wie zum Beispiel die Funktion manchmal mehrere Meter langer
Halsrippen - gibt. „Eine weit verbreitete Hypothese zur Halshaltung geht von
einer Funktion der Halsrippen als Stützstäbe an der Halsunterseite aus“,
berichtet Prof. Dr. Martin Sander vom Steinmann-Institut für Geologie,
Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn. Durch diese Stützfunktion
würde in erster Linie die Last des Halses abgefangen und zum Rumpf geleitet.
Die konkurrierende Hypothese postuliert, dass die Halsrippen dazu dienten,
parallel zum Hals verlaufende Muskelkräfte aufzunehmen. Dadurch wären schwere Muskelpartien
zur Steuerung und zum Tragen des Halses in den vorderen Rumpfbereich verlegt
worden. Der Hals wäre dann wie bei einer Marionette durch Seilzüge bewegt
worden und konnte somit deutlich schlanker und leichter werden. Ein leichterer
Hals hätte weniger Energie verbraucht und konnte deshalb länger sein.
Analyse der Faserausrichtung in den Halsrippen
Beide Hypothesen sind im Grunde leicht zu testen, und zwar
durch die Untersuchung der Mikrostruktur der Halsrippen. „Diese ergab nun, dass
die Halsrippen in erster Linie aus parallel zum Hals verlaufenden Fasern
bestehen, welche letztlich nichts anderes sind als `verknöcherte Sehnen´“,
berichtet Dr. Klein. Die Ausrichtung der Fasern zeige eindeutig dem Hals
entlang verlaufende Zugkräfte an und sei nicht mit der Stützstab-Theorie
vereinbar. Die histologischen Ergebnisse legen somit einen leichteren und
beweglicheren Hals nahe, als bislang für Sauropoden angenommen worden ist.
Derartige verknöcherte Sehnen sind auch typisch für Vögel, wovon man sich beim Verspeisen
eines Truthahn-Unterschenkels leicht überzeugen kann.
Publikation:
Histology shows that elongated neck ribs in sauropod dinosaurs are ossified
tendons, „Biology Letters“, DOI: 10.1098/rsbl.2012.0778
Quelle: www.uni-bonn.de