Dienstag, 4. Dezember 2012

Drei Kartons voller Erinnerungen

Elisabeth Scholten (Mitte) übergab gemeinsam mit ihrer Schwester Trudi Reuber (l.) und ihren Söhnen Dr. Christoph und Dr. Peter Scholten (2. und 3.v.r.) den schriftlichen Nachlass ihres Vaters an Renate Volks-Kuhlmann und Dr. Volker Tschuschke vom Kreisarchiv.  Foto: Kreis Borken

Ein bewegtes Leben hatte Bernhard Olbing. Der gebürtige Borkener erlebte zwei Weltkriege, die Wirren dazwischen und ein geordnetes Leben danach. Als Chronist seiner Zeit hat er Ereignisse, die er selber erlebt, von denen er gelesen oder gehört hat, niedergeschrieben. Diesen schriftlichen Nachlass hat nun seine Tochter Elisabeth Scholten geb. Olbing aus Bocholt dem Kreisarchiv übergeben.

Drei Kartons stehen auf dem Tisch im Besucherraum des Archivs. Sie sind randvoll mit Handschriften, Korrespondenzen und Notizen von Bernhard Olbing und decken fast ein ganzes Jahrhundert ab. Der gebürtige Borkener hat Zeit seines Lebens nicht nur das Geschehen beobachtet, sondern dieses auch mit einschneidenden Episoden seines Lebens verknüpft.

Olbing war ein Kind der Region. Er wurde am 11. Juni 1899 als Sohn eines Landwirts in Borken-Hoxfeld geboren. Wortgewandt schildert er in seinen Aufzeichnungen, wie er 1917 mit der Notreife aus der Oberstufe seiner Schule in den Ersten Weltkrieg "entlassen" wurde. Nach den Wirren des Krieges absolvierte der junge Mann eine Sparkassenausbildung in Hannover. Mit gerade mal 25 Jahren wurde Olbing - zurück in der Heimat - zum ersten hauptamtlichen Leiter der Sparkasse in Rhede ernannt. Der Zweite Weltkrieg holte Olbing mit der Einberufung zum Militärdienst 1939 ein. Der Krieg und die Zeit seiner Gefangenschaft dokumentierte der Zeitzeuge ausführlich. Danach kehrte Olbing zurück in den Dienst der Sparkasse Rhede, der er bis 1965 wieder als Leiter vorstand.

Einen großen Teil der Schenkung umfassen die heimatkundlichen und lokalgeschichtlichen Aufsätze aus der Feder Olbings. Im Ruhestand widmete er sich insbesondere lokalen Themen - gerne auch in plattdeutscher Mundart. So fanden seine Beiträge mehrfach Aufnahme in Jahrbüchern des Kreises Borken. Die Familie Olbing, rund um seine älteste Tochter Elisabeth Scholten, freut sich, dank dieser Schenkung die Erinnerungen des Vaters und Großvaters mit den Bürgerinnen und Bürgern des Kreises Borken teilen zu können.

Wer Interesse an dem Nachlass hat, kann ihn im Kreisarchiv einsehen. Das Archiv ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Eine Anmeldung bei Kreisarchivarin Renate Volks-Kuhlmann, Telefon 02861/ 821347, ist zu empfehlen. Weitere Informationen zum Kreisarchiv und seinen Beständen gibt es im Internet unter www.kreis-borken.de/archiv.