Die diesjährige Ausschreibung des Jugendgeschichtspreises führte wieder
zu einer Reihe von interessanten Einsendungen. Eingereicht werden
konnten Facharbeiten zur jüdischen Geschichte, Religion und Gegenwart
sowie zur NS-Geschichte von Schülerinnen und Schüler der Oberstufen aus
NRW. Am 12. Dezember werden nun die Preisträger des
Jugendgeschichtspreises des Jüdischen Museums Westfalen ausgezeichnet.
Die Jury wählte vier Facharbeiten aus für einen ersten, einen zweiten
und zwei dritte Preise.
Der erste Preis geht an eine Schülerin des
Städtischen Mädchengymnasiums in Essen-Borbeck. Ihre Arbeit trägt den
Titel "Die Täter des Holocaust. Wie konnten'ganz normale' Deutsche zu
Massenmördern werden?" Waren die Täter, wie nach dem Krieg oft behauptet
wurde, Menschen mit einer auffälligen und defizitären
Persönlichkeitsstruktur oder doch ganz normale Personen?
In der
zweitplazierten Arbeit befasst sich die junge Autorin mit
Feldpostbriefen eines Großonkels, die in ihrer Familie aufbewahrt
wurden. Spiegeln diese Briefe den wirklichen Frontalltag oder sind sie
"geschönt", um die Angehörigen nicht zu ängstigen resp. der Zensur
wegen? Fragen, denen die Schülerin des Gymnasium Remigianum in Borken
nachging.
Der dritte Preis wurde in diesem Jahr zweimal vergeben.
Eine Schülerin des Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasium Marl
hat in ihrer Facharbeit sich mit Zeitungs-Propaganda während der
NS-Zeit in Marl befasst. Zu den Auswirkungen befragte sie einen
Holocaust-Überlebenden, der nach Marl zurückgekehrt war, und eine
nicht-jüdische Frau, die den Krieg als Jugendliche erlebt hatte.
Ein
weiterer dritter Preis geht an eine Schülerin des Gymnasium Georgianum
in Vreden. Die Autorin untersuchte die Auswirkungen des Zweiten
Weltkriegs auf die Landwirtschaft und das bäuerliche Leben in Vreden.
Dazu recherchierte sie in Archiven und sprach mit einer 85-jährigen
Zeitzeugin, die nahezu ihr ganzes Leben in einer Bauernschaft verbracht
und die Auswirkungen und Veränderungen selbst erlebt hatte.
Wie
in den vergangenen Jahren vergibt die Jury auch 2012 wieder einen
Sonderpreis an eine Gruppe. Schülerinnen und Schüler der Realschule
Essen-Überruhr haben sich über mehrere Wochen hinweg mit dem Thema
"Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Erinnerung" auseinandergesetzt.
Zum Projekt gehörte u.a. ein mediengestützter Rundgang durch
Essen-Steele am 9. November 2011. Vor den ehemaligen Wohnstätten
jüdischer Familien informierten sie über die Schicksale der Menschen und
projezierten Fotos auf die Hausfassaden. Daneben gab es ein Treffen mit
einem 78-jährigen Überlebenden, der in den USA lebt und nach 73 Jahren
auf Einladung der Jugendlichen erstmals wieder nach Essen kam. Die
Realschule Essen-Überruhr erhält diesen Sonderpreis übrigens bereits zum
zweiten Mal.
Die Preisträgerinnen werden am Mittwoch, dem 12.
Dezember, ab 18:30 Uhr im Jüdischen Museum Westfalen geehrt. Neben einer
Urkunde erhalten alle einen Büchergutschein sowie einige Bücher
überreicht. Interessierte sind zu dieser Veranstaltung herzlich
eingeladen.