Montag, 10. Dezember 2012

Jugendgeschichtspreis 2012 des Jüdischen Museums Westfalen

Die diesjährige Ausschreibung des Jugendgeschichtspreises führte wieder zu einer Reihe von interessanten Einsendungen. Eingereicht werden konnten Facharbeiten zur jüdischen Geschichte, Religion und Gegenwart sowie zur NS-Geschichte von Schülerinnen und Schüler der Oberstufen aus NRW. Am 12. Dezember werden nun die Preisträger des Jugendgeschichtspreises des Jüdischen Museums Westfalen ausgezeichnet. Die Jury wählte vier Facharbeiten aus für einen ersten, einen zweiten und zwei dritte Preise.


Der erste Preis geht an eine Schülerin des Städtischen Mädchengymnasiums in Essen-Borbeck. Ihre Arbeit trägt den Titel "Die Täter des Holocaust. Wie konnten'ganz normale' Deutsche zu Massenmördern werden?" Waren die Täter, wie nach dem Krieg oft behauptet wurde, Menschen mit einer auffälligen und defizitären Persönlichkeitsstruktur oder doch ganz normale Personen?

In der zweitplazierten Arbeit befasst sich die junge Autorin mit Feldpostbriefen eines Großonkels, die in ihrer Familie aufbewahrt wurden. Spiegeln diese Briefe den wirklichen Frontalltag oder sind sie "geschönt", um die Angehörigen nicht zu ängstigen resp. der Zensur wegen? Fragen, denen die Schülerin des Gymnasium Remigianum in Borken nachging.

Der dritte Preis wurde in diesem Jahr zweimal vergeben. Eine Schülerin des Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasium Marl hat in ihrer Facharbeit sich mit Zeitungs-Propaganda während der NS-Zeit in Marl befasst. Zu den Auswirkungen befragte sie einen Holocaust-Überlebenden, der nach Marl zurückgekehrt war, und eine nicht-jüdische Frau, die den Krieg als Jugendliche erlebt hatte.

Ein weiterer dritter Preis geht an eine Schülerin des Gymnasium Georgianum in Vreden. Die Autorin untersuchte die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Landwirtschaft und das bäuerliche Leben in Vreden. Dazu recherchierte sie in Archiven und sprach mit einer 85-jährigen Zeitzeugin, die nahezu ihr ganzes Leben in einer Bauernschaft verbracht und die Auswirkungen und Veränderungen selbst erlebt hatte.

Wie in den vergangenen Jahren vergibt die Jury auch 2012 wieder einen Sonderpreis an eine Gruppe. Schülerinnen und Schüler der Realschule Essen-Überruhr haben sich über mehrere Wochen hinweg mit dem Thema "Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Erinnerung" auseinandergesetzt. Zum Projekt gehörte u.a. ein mediengestützter Rundgang durch Essen-Steele am 9. November 2011. Vor den ehemaligen Wohnstätten jüdischer Familien informierten sie über die Schicksale der Menschen und projezierten Fotos auf die Hausfassaden. Daneben gab es ein Treffen mit einem 78-jährigen Überlebenden, der in den USA lebt und nach 73 Jahren auf Einladung der Jugendlichen erstmals wieder nach Essen kam. Die Realschule Essen-Überruhr erhält diesen Sonderpreis übrigens bereits zum zweiten Mal.

Die Preisträgerinnen werden am Mittwoch, dem 12. Dezember, ab 18:30 Uhr im Jüdischen Museum Westfalen geehrt. Neben einer Urkunde erhalten alle einen Büchergutschein sowie einige Bücher überreicht. Interessierte sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen.