Die Künsterlin Young-Jae Lee mit einer ihrer Schalen im Trog des Schiffshebewerks. Foto: LWL |
Schalen aus der Serie, die Young-Jae Lee für ihre Installation im Schiffshebewerk gefertigt hat. Foto: LWL |
Ausstellungsort ist zunächst der große Laderaum des Lastkahns Ostara. "Weil der anhaltende Frost die Keramikobjekte gefährden könnte, haben wir für die Präsentation zunächst diesen geschützten Ort gewählt", erklärte LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker bei der Vorstellung der Ausstellung im LWL-Industriemuseum. Sobald es nach Ostern wärmer wird, werden die Schalen in den Trog des Schiffshebewerks umziehen.
Dieser gewaltige, 70 Meter lange "Raum" aus Stahl hatte Young-Jae Lee schon bei ihrem ersten Besuch vor eineinhalb Jahren im Schiffshebewerk fasziniert, weil er Form, Rhythmus und Struktur hat, aber zugleich schlicht wirkt. Die Ingenieure, die das Schiffshebewerk vor über 110 Jahren entwarfen, hatten vor allem die Funktionalität der Anlage im Blick. In den kommenden Monaten verwandelt die Künstlerin diesen technischen Ort mit ihren "Vessels" in eine poetische Landschaft. "Es wird spannend sein zu sehen, wie die Installation die Wahrnehmung des Trogs verändert", so Siebeneicker.
Young-Jae Lee bei der Arbeit in ihrem Essener Atelier. Foto: LWL |
Das Atelier von Young-Jae Lee liegt auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Dort leitet sie außerdem seit 1987 die Keramische Werkstatt Margarethenhöhe. Diese Manufaktur geht auf eine Stiftung von Margarethe Krupp aus dem Jahr 1924 zurück und wurde in ihrer Anfangszeit von Bauhauskünstlern geprägt. Young-Jae Lee fasst ihre meisterhaft gearbeiteten Schalen und Vasen zu großen Ensembles zusammen. Ihre Installationen waren unter anderem bereits in der Pinakothek der Moderne in München und im Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen.
Die flachen Schalen ihrer neuen Werkgruppe haben einen Durchmesser von ca. 55 Zentimetern - gerade so groß, dass die Künstlerin die Objekte noch selbst auf der Töpferscheibe drehen konnte. Auf der Suche nach einem passenden Ort für ihre geplante Installation war Lee auf das Schiffshebewerk gestoßen. "Sie hat sich nach dem Besuch hier in Waltrop förmlich in die Arbeit gestürzt und in schneller Folge eine große Menge dieser Schalen angefertigt - eine ebenso anspruchsvolle wie kraftraubende Tätigkeit", erklärt Siebeneicker.
Zeitgleich zur Installation im Trog ist im Hafengebäude des Hebewerks eine Auswahl von Lees bisherigem Werk ausgestellt. Begleitet werden die Objekte von Gemälden der koreanischen Malerin Sooyeon Hong.
Inspiriert wurde die Künstlerin bei ihrem Projekt auch durch Musik. Aus einer Aufführung des Stückes "Quatuor pour la fin du temps" ("Quartett für das Ende der Zeit") von Olivier Messiaen schöpfte sie inhaltliche Bezugspunkte für ihre neue Werkgruppe. Der Franzose vollendete das Stück 1941 als Insasse eines deutschen Kriegsgefangenenlagers und greift in seiner Komposition das Motiv der sieben Schalen der Apokalypse aus dem Johannes-Evangelium auf.
Besucher der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 24. März, um 14 Uhr im Schiffshebewerk werden die Verbindung von Musik und Kunst live erleben: Tonio Schibel (Violine), Andreas Oberaigner (Klarinette), Anja Schröder (Violoncello) und Tobias Bredohl (Klavier) werden das Werk des französischen Komponisten aufführen. Gäste sind herzlich willkommen.
Begleitprogramm
So, 24.3. 14 Uhr
Eröffnung der Ausstellung mit einer Aufführung des Kammerkonzerts "Quatuor pour la fin du temps" von Olivier Messiaen in der Besetzung Tonio Schibel (Violine), Andreas Oberaigner (Klarinette), Anja Schröder (Violoncello) und Tobias Bredohl (Klavier) sowie einer Einführung in das Werk von Young-Jae Lee durch Pater Friedhelm Mennekes S.J., den ehemaligen Leiter der Kunst-Station Sankt Peter in Köln. Eintritt frei
So, 5.5., 11-16 Uhr
Museumsfest. Töpfer der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe stellen ihre Arbeit vor
Di, 21.5., 10-14 Uhr
Ferienaktion für Kinder mit Töpfern der Keramischen Werkstatt Margarethenhöhe
Alter: 8-12 Jahre, Kosten: 5 € (zzgl. Museumseintritt), Anmeldung erforderlich unter: 02363 9707-0
Young-Jae Lee hat ihre "Vessels" zunächst auf dem Boden des Lastkahns "Ostara" platziert. Foto: LWL/Hudemann |
Biografie Young-Jae Lee
1951 Geboren in der koreanischen Hauptstadt Seoul
1968-1972 Studium an der Hochschule für Kunsterziehung in Seoul
1972-1973 Praktikum bei Christine Tappermann in Wallrabenstein
1973-1978 Studium bei Margot Münster (Keramik) und Erwin Schutzbach (Formgestaltung) an der Fachhochschule Wiesbaden
1978-1987 Arbeit in der eigenen Werkstatt, einer ehemaligen Zigarrenfabrik in Sandhausen bei Heidelberg
1984-1987 Wissenschaftlich-künstlerische Mitarbeiterin an der Gesamthochschule Kassel bei Ralf Busz
seit 1987 Leiterin der Keramischen Werkstatt Margarethenhöhe in Essen
1996 Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst, Köln
2002 Ausstellung in der Kunst-Station Sankt Peter, Köln
2006 Ausstellung in der Pinakothek der Moderne, München
2009 Ausstellung in der Galerie DKM, Duisburg
2010 Ausstellung in der Altana Kulturstiftung im Sinclair-Haus, Bad Homburg
2011 Ausstellung im Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen Berlin
Vessels. Installationen von Young-Jae Lee
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
24.3.-16.6.2013
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de
LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Am Hebewerk 2
45731 Waltrop
Karte und Routenplaner