Samstag, 23. März 2013

Gipsabgüsse wieder entdeckt

Wieder entdeckter Gipsabguss des Ägyptischen Museums
Bild: Henner Euting / Uni Bonn

Der schwere Bombenangriff vom Oktober 1944 hatte einen Großteil der Originale der Bonner Sammlung der Aegyptiaca zerstört und die Gipsabgüsse pharaonischer Denkmäler schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was erhalten blieb, wurde bei Aufräumarbeiten in einen Kellerraum des Universitätsarchivs gebracht. Dann gerieten sie in Vergessenheit und blieben dort liegen.
1995 wurde die Gipssammlung wieder gesichtet und ein großformatiges Relief restauriert, das Pharao Sethos I. auf einem Streitwagen zeigt. Im Ägyptischen Museum der Universität Bonn ist dieses Relief längst ein beeindruckender Blickfang. Andere Abgüsse blieben im Keller und verschwanden ein zweites Mal aus dem Blickfeld.

Ende 2012 wurde dann der Kurator des Ägyptischen Museums, Dr. Martin Fitzenreiter, durch den Archivar der Universität, Dr. Thomas Becker, auf die Stücke aufmerksam. Ohne größere Erwartungen begann Dr. Fitzenreiter, die sogenannten Reste zu sichern. Nach einer ersten Säuberung war die Überraschung groß. Es ließen sich viele der Blöcke zu einem Gesamtbild zusammensetzen, zum Beispiel ein über vier Meter hohes Fragment einer als „Libysche Beute“ bekannten Szene aus dem Pyramidentempel des Pharao Sahure aus dem Alten Reich (ca. 2500 v. Chr.). Weiter ist erhalten eine aus acht Einzelblöcken bestehende Szene, die den Pharao Echnaton (ca. 1400 v. Chr.) zusammen mit Gemahlin Nofretete und drei Töchtern zeigt. Weitere Abgüsse zeigen landwirtschaftliche Szenen, Götter und Könige.

Sonderausstellung vom 19. bis 24. März
Obwohl die Wiederentdeckungen restauriert werden müssen, sollen sie zuerst einmal für eine Woche – vom 19. bis 24. März – im Ägyptischen Museum der Universität Bonn gezeigt werden. Die neu gefundenen Gipsabgüsse bereichern das Ägyptische Museum; alle geben Reliefs aus pharaonischer Zeit wieder. Die Originale datieren vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die Zeit der Ptolemäer.


„Es sind auch hochinteressante Studienobjekte im Rahmen der ägyptologischen Ausbildung“, erläutert der Kurator Dr. Fitzenreiter. „An ihnen lässt sich die altägyptische Bildkunst sehr viel eindrücklicher studieren, als an einem Foto oder einer Zeichnung.“ Fitzenreiter sieht den Vorteil der Abgüsse vor allem in ihrer Plastizität. „Außerdem sind diese über 100 Jahre alten Abgüsse selbst bereits zeitgeschichtliche Dokumente. Zum einen berichten sie uns vom Zustand der Monumente zur Zeit des Abdruck und zum anderen tragen sie die Spuren ihrer eigenen Geschichte, wenn Brandlöcher und Risse an die verheerende Zerstörung des Krieges erinnern.“

Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten des Ägyptischen Museums besucht werden, also dienstags bis freitags von 13-17 Uhr und am Wochenende von 13-18 Uhr. Das Ägyptische Museum der Universität Bonn befindet sich im Regina-Pacis-Weg 7, 53113 Bonn.