Tetradrachmon mit dem Abbild Alexander des Großen aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. (c) Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn |
In den Seminarräumen der Abteilung Alte Geschichte im Hauptgebäude der Universität Bonn wurde heute Abend die neue Münzsammlung der Althistoriker eröffnet. An insgesamt 75 antiken Originalen und Repliken können Studierende künftig erlernen, wie sich anhand von Münzen historische Forschung betreiben lässt. Die Sparkasse KölnBonn stiftete 2.500 Euro für die Anschaffung einer Vitrine und eines Tablet-PCs.
Die Münze ist kleiner als ein Daumennagel und leichter als eine Büroklammer. Auf der Vorderseite ist etwas verwaschen der bärtige Kopf des Heros Leukippos mit Helm zu sehen, auf der Rückseite Schriftzeichen in einem vertieften Quadrat. So unscheinbar die Münze aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wirkt, kann sie Historikern ganze Geschichten erzählen. Das metallische Zahlungsmittel bestätigt die antiken Berichte über die Verbannung des berühmten Politikers Themistokles aus Athen und seine Aufnahme bei den feindlichen Persern. Themistokles wurde zum Herrscher über die Stadt Magnesia am Mäander (Westtürkei), woher die seltene Münze stammt.
Münzen als wichtige Quellengattung in der Alten Geschichte
Die neue Sammlung umfasst insgesamt 75 griechische und römische Münzen, die aus der Zeit zwischen 550 v. Chr. und 450 n. Chr. stammen. „Münzen verraten sehr viel über die Ideen, Werte und politischen Vorstellungen der jeweiligen Gesellschaft“, sagt Prof. Dr. Konrad Vössing von der Abteilung Alte Geschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn. Herrscher nutzen dieses Medium ebenso wie Adelsrepubliken und Demokratien, um sich einem weiteren Publikum zu präsentieren; Münzen waren in jedermanns Hand. „Auch wirtschaftsgeschichtlich sind Münzen von großem Interesse: Münzverschlechterungen können auf Inflation hindeuten, das vermehrte Auftreten von Münzhorten lässt auf Krisenzeiten schließen“, ergänzt Prof. Vössings Abteilungskollege Prof. Dr. Winfried Schmitz.
Stärkung der forschungsnahen Lehre
Wie datiert man Münzen? Was verraten sie über religiöse, soziale und politische Vorstellungen ihrer Zeit? Welche Rolle spielten Münzen im Zahlungsverkehr und im Wirtschaftsleben? Studierende sollen mit der neuen Sammlung die Möglichkeit erhalten, sich eingehend mit solchen Fragen zu befassen. „Die forschungsnahe Lehre spielt in unserer Abteilung eine sehr große Rolle“, sagt Prof. Vössing. Der Umgang mit den antiken Objekten sensibilisiere die Studierenden für die besondere Quellensituation der Alten Geschichte.
Dank an die Leihgeber und Stifter
Die Sparkasse KölnBonn stiftete 2.500 Euro. Von dem Geld wurden die Vitrine für die Münzen und ein Tablet-PC angeschafft, mit dem die Nutzer zusätzliche Informationen zu den einzelnen Münzen abrufen können. Das LVR-LandesMuseum Bonn, das Akademische Kunstmuseum der Universität Bonn und Privatbesitzer stellen die Münzen den Althistorikern als Leihgaben zur Verfügung.
An der feierlichen Eröffnung nahmen Ulrich Voigt (Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn), Dr. Dieter Bellinger (Vorsitzender des Fördervereins des Akademischen Kunstmuseums der Universität Bonn) sowie die Professoren Winfried Schmitz und Konrad Vössing (beide Institut für Geschichtswissenschaft, Abteilung Alte Geschichte), weitere Mitarbeiter der Abteilung, Doktoranden, studentische Hilfskräfte und interessierte Studierende teil.