Donnerstag, 20. Juni 2013

Über die Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft


Wildes Campieren 1932.
Foto: LWL-Archiv

 
Mit Zelt, Wohnwagen oder 
Reisemobil unterwegs 

Ob Naherholung, Atlantikurlaub oder Italienrundreise: Wer mit Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil unterwegs ist, will nicht einfach nur Urlaub machen. Camping bedeutet Unabhängigkeit, Naturverbundenheit und Selbstbestimmtheit. Diesem besonderen Lebensgefühl geht die Wanderausstellung "Campingkult(ur). Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft" des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) auf den Grund. Die Ausstellung, die Hans Jürgen Zurbrüggen, 2. stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, am 9. Juni eröffneten, ist bis 4. August im Städtischen Museum/Daniel-Pöppelmann-Haus in Herford zu sehen und wandert danach durch sieben weitere westfälische Museen.


Urlaub mit dem Wohnwagen an der Algarve, Portugal 1988.
Foto: Ulrich Neseker
"Wer mit Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil wegfährt, will nicht einfach Urlaub machen: Camping erfüllt die Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft", bringt Ausstellungsmacherin Maleen Knorr vom LWL-Museumsamt für Westfalen das besondere Camping-Gefühl auf den Punkt. In fast jedem Fotoalbum sind sie zu finden: Urlaubsaufnahmen, längst vergessene Schnappschüsse und sorgsam inszenierte Aufnahmen, eingeklebt und akribisch beschriftet. Sie zeugen von den ersten Urlauben im Zelt ohne Eltern, unbeschwerten Ferienlagern, warmen Sommernächten am Lagerfeuer und abenteuerliche Fahrten mit dem Wohnwagen oder Reisemobil. Anhand privater Erinnerungen und verschiedener Objekte gewährt die Ausstellung tiefe Einblicke in alle Facetten dieser populären Reiseform. "Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die persönlichen Geschichten und Erinnerungen der Campingbegeisterten, die in Interviews Rede und Antwort standen", erklärt Knorr. "Es geht darum, in die Lebenswelt der Camper einzutauchen und ihr Alltagsleben kennenzulernen", so Knorr weiter.

Daher ist die Ausstellung nicht chronologisch, sondern thematisch aufgebaut: Nach einer Einführung in die Kulturgeschichte der Campingreisen durchläuft der Besucher ihre verschiedenen Phasen: von der Planung und Vorbereitung des Urlaubs über die Freizeitge-staltung und Essgewohnheiten vor Ort.


Gemeinsames Essen auf einem Campingplatz in
Hoyerswerda, 1980er Jahre. Foto: Gerlinde Handt
Argumente für das "Wildcampen" und das Übernachten auf dem Campingplatz werden präsentiert und die hygienischen Bedingungen des Campingurlaubs beleuchtet. Die Reiseerinnerungen bilden den Abschluss der Urlaubsreise, hier dreht sich alles um Souvenirs wie Reisetagebücher, Fotoalben und Filmaufnahmen. Am Ende der Ausstellung wird noch ein Blick auf die Dauercamper geworfen.


In jeder "Urlaubsphase" stößt der Besucher auf die passenden Objekte: Werbeprospekte, Gaskocher, Geschirr, Kühlboxen, Picknickkoffer, Sonnenschirme, Dias und Filme illustrieren den Campingalltag. Die Objekte stammen zum Großteil von Privatleihgebern aus Westfalen-Lippe.


Da der VW-Käfer nicht viel Stauraum bot, wurde die Ausrüstung häufig auch auf dem Dach transportier, wie hier Mitte der 1950er Jahre.   Foto: Joachim Schauer

Das moderne Camping ist das Ergebnis einer mehr als 150-jährigen Entwicklungsgeschichte und gehört heute zu den beliebtesten Reiseformen. Bereits in den 1920er Jahren entstand aus der Sehnsucht nach "Freiheit, Licht und Luft" die Wochenendbewegung: Mit Sack und Pack und Zelt fuhr man am Wochenende mit dem Motorrad hinaus aus der Großstadt, um Ruhe in der Natur zu suchen. In den Wirtschaftswunderjahren brach im noch immer stark kriegsgezeichneten Deutschland ein wahrer Campingboom aus: Neben Urlaubsreisen ans Mittelmeer gewann auch das Naherholungscamping an Beliebtheit und brachte die ersten Dauercamper hervor.

Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch mit wissenschaftlichen Aufsätzen und einem Katalogteil erschienen
ISBN-Nr.: 978-3-927204-77-5.
Das Blog http://www.campingsehnsucht-lwl-blog.de begleitet die Ausstellung.

"Campingkult(ur). Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft"
Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen

Städtisches Museum / Daniel-Pöppelmann-Haus
Deichtorwall 2 in 32052 Herford
9. Juni bis 4. August
Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr

Baden und Campen am Herthasee in Hörstel (Kreis Steinfurt), um 1980.
Foto: LWL/Hild 



Weitere Stationen:

Museum Forum der Völker, Werl:
11. August bis 6. Oktober 2013

Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte:
13. Oktober bis 8. Dezember 2013

Medizin- und Apothekenmuseum, Rhede:
15. Dezember 2013 bis 9. Februar 2014

Stadtmuseum Brakel:
16. Februar 2014 bis 20. April 2014

Westfälisches Schiefer-Bergbau-Museum, Schmallenberg-Holthausen:
27. April 2014 bis 22. Juni 2014

Bauernhaus Museum, Bielefeld:
29. Juni 2014 bis 24. August 2014

Museum Wendener Hütte, Wenden:
31. August 2014 bis 26. Oktover 2014


LWL-Einrichtung:
LWL-Museumsamt für Westfalen
Salzstraße 38 (Erbdrostenhof)
48133 Münster
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