Mittwoch, 7. November 2012

Gedenken für Opfer der Reichspogromnacht

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnert die Landeshauptstadt am Freitag an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Die Gedenkfeier am Denkmal der ehemaligen Synagoge in der Julius-Bremer-Straße beginnt um 14.00 Uhr. Die Reichspogromnacht 1938 führte auch in Magdeburg zur Zerstörung der Synagoge und jüdischer Geschäfte im Stadtzentrum sowie zur Vertreibung vieler jüdischer Mitbürger.

Worte des Gedenkens sprechen Superintendent Michael Seils, Dompropst Reinhold Pfafferodt und Prof. Dr. Ulf Gundlach, Staatssekretär im Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt.Für die Landeshauptstadt Magdeburg spricht Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper Gedenkworte. Das Gebet spricht Rabbiner Benjamin Soussan. Die Gedenkfeier wird umrahmt von Musikbeiträgen eines Bläserensembles sowie von Erinnerungen an Opfer der Shoa aus Magdeburg, die von Schülern des Ökumenischen Domgymnasiums vorgetragen werden.

Hintergrundinformationen

Mahnmal/Relief

Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in der Julius-Bremer-Straße zerstört. An ihrer Stelle steht heute ein vom Magdeburger Metallgestalter Josef Bzdok 1988 errichtetes Mahnmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes mit der Inschrift: "Dem Nazi-Terror fielen 1.521 Magdeburger jüdischen Glaubens, darunter 287 unschuldige Kinder, zum Opfer." In unmittelbarer Nachbarschaft des Mahnmals wurde 2004 durch die Magdeburgische Gesellschaft von 1990 ein Relief zur Erinnerung an die 1938 zerstörte Magdeburger Synagoge aufgestellt.

Begegnungen/Aktionen

Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister veröffentlichte Dr. Polte 1990 einen Aufruf an alle ehemaligen Magdeburger, die ihre Vaterstadt aus religiösen oder politischen Gründen verlassen mussten und lud sie ein, nach Magdeburg zurückzukehren. Vom 24. bis 31. Mai 1994 weilten erstmals 20 jüdische Bürger, die in Magdeburg geboren wurden und ihre Heimatstadt nach 1933 verlassen mussten, auf Einladung der Landeshauptstadt in Magdeburg.

Für alle war es die erste Begegnung mit Magdeburg seit ihrer Emigration, für die meisten die erste Reise nach Deutschland. Seitdem haben ehemalige jüdische Mitbürger immer wieder ihre Geburtsstadt besucht und sind vielfach offiziell durch den Oberbürgermeister empfangen worden.

Seit der Wende gibt es in Magdeburg eine Deutsch-Israelische Gesellschaft. Auch dadurch hat die Begegnung mit der jüdischen Kultur und jüdischen Künstlern an Bedeutung gewonnen.

Seit 2001 erinnert das Mahnmal "Magda" des Bildhauers Jörg-Tilmann Hinz an eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gleichen Namens, in der mehr als 2.000 Häftlinge - überwiegend Juden aus Ungarn - zu Tode gequält wurden. Hier gedenken alljährlich am 27. Januar Vertreter von Stadt, Land, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Parteien und die Bundeswehr der Opfer des Nationalsozialismus.

Der Jüdische Friedhof

Jüdische Friedhöfe tragen auch die Bezeichnung "Guter Ort" oder "Halle des Lebens". Auf dem Jüdischen Friedhof im Fermersleber Weg befinden sich die Grabsteine von Moritz Rahmer, Philippson und Guyla Grosz. Hier ist auch das Grab der legendären Magdeburger Zirkusfamilie Blumenfeld. Bis 1920 hatte sie das einzige feste Zirkusgebäude in Deutschland. Der jüdische Arzt Dr. Otto Schlein ist auf dem Westfriedhof beigesetzt worden.

Stolpersteine

Am 18. März 2007 weihte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper im Rahmen einer Gedenkstunde die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus in Magdeburg ein. Der erste der verlegten Stolpersteine ist dem früheren Magdeburger Bürgermeister Dr. Herbert Goldschmidt gewidmet. Inzwischen wurden mehr als 310 Stolpersteine im Stadtgebiet verlegt. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.