Dienstag, 4. Dezember 2012

Dem Jesus-Kind fehlten zwei Finger

Der LWL hat die Wandelkrippe als Denkmal des Monats Dezember ausgezeichnet.
Foto: LWL/Heine-Hippler

Seit 1926 machen die vom Bildhauer Prof. Otto Zehentbauer geschaffenen 17 Figuren und zehn Tierdarstellungen die Weihnachtsgeschichte in der Paderborner Kirche St. Heinrich und Kunigunde anschaulich. In dieser langen Zeit haben jedoch einige mechanische Teile der beweglichen Figuren gelitten, das eine oder andere Teil war abgebrochen, selbst das Jesus-Kind hatte zwei Finger verloren. Bei einer genaueren Untersuchung stellte sich dann auch noch heraus, dass die Figuren zum Teil von Schimmel befallen waren. Eine Restaurierung war also dringend erforderlich. Weil die gerade abgeschlossene Restaurierung so gut gelungen ist, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Krippe jetzt als Denkmal des Monats Dezember ausgezeichnet.

Der LWL, dessen Denkmalexperten die Kirchengemeinde bei der Restaurierung der Krippe beraten haben, gab ebenso einen Zuschuss zu den Kosten wie die Stadt Paderborn. Den Großteil der Kosten musste jedoch die Gemeinde selbst tragen. "Wie wichtig der Gemeinde ihre Krippe ist, sieht man daran, dass sich für alle Krippenfiguren Paten fanden, so dass die Krippe pünktlich zum 1. Advent wieder in altem Glanz erstrahlen wird", sagte LWL-Denkmalpflegerin Dr. Bettina Heine-Hippler. Denn die Krippe ist eine so genannte Wandelkrippe, die bereits ab dem 1. Advent das (vor-) weihnachtliche Geschehen in sechs wechselnden Bildern bis zum 2. Februar darstellt.

Dem Jesus-Kind fehlten zwei Finger, jetzt ist sie wieder vollständig.
Foto: LWL/Heine-Hippler

"Beginnend mit der Verkündigung Mariens werden sechs verschiedene Bilder gezeigt. So entfaltet die Kirchenkrippe während der Advents- und Weihnachtszeit in dem reich ausgestatteten, barocken Kirchenraum ihre besondere Funktion als Wandelkrippe. Dabei werden die Krippenfiguren zu unterschiedlichen Bildern passend zu den Texten der Bibel um- bzw. zusammengestellt und erzählen so auf ihre ganz eigene Weise die Geschichte von der Menschwerdung Jesu", erklärt Heine-Hippler.
Die Kirchenkrippe der Gemeinde St. Heinrich und Kunigunde stammt im Wesentlichen aus dem Jahr 1926, einige Teile wurden 1941 ergänzt. Die in die Denkmalliste der Stadt Paderborn eingetragene Krippe umfasst insgesamt 17 geschnitzte, teilweise bewegliche und bekleidete Figuren und Köpfe sowie zehn Tiere und Tierköpfe.
Einer der heiligen drei Könige.
Foto: LWL/Heine-Hippler  

Hintergrund

Anfang des 17. Jahrhunderts brachten die aus Süddeutschland nach Paderborn gekommenen Jesuiten die Idee mit, zur Weihnachtszeit eine Krippe aufzustellen. Damit begründeten sie einen Brauch, der bis heute von nahezu allen christlichen Kirchengemeinden auch außerhalb des Kreises Paderborn praktiziert wird.

Die Paderborner Kirchenkrippe ist ein Werk des akademischen Bildhauers Prof. Otto Zehentbauer. Zehentbauer gehört zu den bekannten Krippenkünstlern des frühen 20. Jahrhunderts. Sein Name verbindet sich mit den großen Domkrippen in Speyer und Aachen, aber auch mit vielen Kirchenkrippen im Umkreis Münchens, wo er bis 1961 in München-Lerchenau ein gut gehendes Atelier unterhielt. Wie andere Krippenkünstler seiner Zeit arbeitete Zehentbauer als Bildhauer und schuf Krippen unterschiedlicher Größen und aus unterschiedlichen Materialien wie Holz oder (französischem) Hartguss.