Das städtische Leben zur Zeit des Wirtschaftswunders ist Thema in
jedem der drei Stadtporträts, zum Beispiel 1956 in Gelsenkirchen. Foto: LWL |
"Der Mensch im Planquadrat"
Drei Städte - Gelsenkirchen, Marl und Castrop-Rauxel - stehen im
Mittelpunkt einer neuen DVD-Edition historischer Filme, die der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am kommenden
erstmals öffentlich präsentiert. Die drei Filme aus dem nördlichen
Ruhrgebiet wurden in der Zeit des Wirtschaftswunders von den Stadtvätern
in Auftrag gegeben und feierten 1956 bzw. 1960 ihre Premieren: "Grüne
Insel im schwarzen Revier" über Castrop-Rauxel, "Der Mensch im
Planquadrat" über Marl und "Brücke vom alten zum neuen Revier" über
Gelsenkirchen.
Jede Stadt zeigt auch ihre Besonderheiten - so Castrop-Rauxel ein herausragendes Bauwerk der Verkehrs- und Wasserwege: das Schiffshebewerk Henrichenburg. Foto: LWL |
Phase des Wiederaufbaus
"Stadtwerbefilme zählen seit jeher zu den ausdruckskräftigsten
Instrumenten des Stadtmarketings und hatten auch in der
Wirtschaftswunderzeit Konjunktur", so Dr. Ralf Springer, Dokumentar im
Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Gerade die
Industriestädte in Westdeutschland standen in der Phase des
Wiederaufbaus in einem starken Wettbewerb: um Arbeiter, Unternehmen und
die beste Zukunftsperspektive. Entsprechend richten alle drei filmischen
Stadtporträts den Blick vor allem auf die guten Arbeits- und
Wohnbedingungen, die städtische Infrastruktur, auf Freizeitangebote im
Sport, in der Kultur und im grünen Umland. Am Ende aller Filme steht die
Botschaft, dass die goldene Zukunft gerade erst begonnen habe.
Ein Blick auf die Montanindustrie - wie hier in Marl - fehlt in keinem der drei Stadtporträts. Foto: LWL |
Doch diese Prognose erwies sich als Illusion. Die tiefgreifende
Strukturkrise des Reviers zerstörte binnen weniger Jahre den fast schon
übersteigerten Optimismus der Nachkriegszeit. Inzwischen liegen die
1950er Jahre mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Stadtporträts
aber haben im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums überdauert. "Beim
Betrachten der alten Filmaufnahmen wird einem bewusst, wie viel Zeit
seitdem tatsächlich vergangen ist und wie sehr sich die Welt seitdem
verändert hat", meint Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des
LWL-Medienzentrums. "Die drei Filmporträts auf der DVD erlauben einen
Blick in die Lebens- und Arbeitswelt, aber auch die Selbstdarstellung,
die Normen und Ideale dieser längst vergangenen Zeit. Gerade das macht
die Filme auch für Nachgeborene zu faszinierenden Zeitdokumenten."
Wie viele andere Städte in der Wirtschaftswunderzeit präsentierten sich auch Gelsenkirchen, Marl und Castrop-Rauxel mit einem Stadtwerbefilm. Foto: LWL |
Hintergrund:Das Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen
Der Wert historischer Zelluloidstreifen als visuelles Gedächtnis der
kleinen und großen Geschichte des 20. Jahrhunderts hat den LWL schon
Anfang der 1990er Jahre veranlasst, im LWL-Medienzentrums für Westfalen
ein eigenes Filmarchiv für das visuelle Erbe Westfalens vom Beginn des
20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu schaffen. Zur
Dienstleistungsfunktion des LWL-Medienzentrums gehört, Filmträger nicht
nur sachgerecht zu archivieren, sondern sie zugleich einer breiten
Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Mit Hilfe des hauseigenen
Filmstudios wird seit 1995 ein ausgewählter Teil der Archivschätze in
Form von professionellen Editionen neu herausgebracht. Über 45
Produktionen sind inzwischen in der Reihe "Westfalen in historischen
Filmen" erschienen.
Stadtporträts aus dem Revier.
Castrop-Rauxel, Marl und Gelsenkirchen im Wirtschaftswunder
DVD mit Begleitheft
Drei Filme mit Einführungsfilm, sw, Spielzeit ca. 40 Minuten
Preis 14,90 Euro.
Bezug LWL-Medienzentrum
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
E-Mail: medienzentrum@lwl.org
Fax: 0251 / 591-3982
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster