Mittwoch, 19. Dezember 2012

"Stadtporträts aus dem Revier"

Das städtische Leben zur Zeit des Wirtschaftswunders ist Thema in jedem der drei Stadtporträts, zum Beispiel 1956 in Gelsenkirchen.  Foto: LWL

 "Der Mensch im Planquadrat" 

Drei Städte - Gelsenkirchen, Marl und Castrop-Rauxel - stehen im Mittelpunkt einer neuen DVD-Edition historischer Filme, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am kommenden erstmals öffentlich präsentiert. Die drei Filme aus dem nördlichen Ruhrgebiet wurden in der Zeit des Wirtschaftswunders von den Stadtvätern in Auftrag gegeben und feierten 1956 bzw. 1960 ihre Premieren: "Grüne Insel im schwarzen Revier" über Castrop-Rauxel, "Der Mensch im Planquadrat" über Marl und "Brücke vom alten zum neuen Revier" über Gelsenkirchen.


Jede Stadt zeigt auch ihre Besonderheiten - so Castrop-Rauxel ein herausragendes Bauwerk der Verkehrs- und Wasserwege: das Schiffshebewerk Henrichenburg. Foto: LWL

Phase des Wiederaufbaus

"Stadtwerbefilme zählen seit jeher zu den ausdruckskräftigsten Instrumenten des Stadtmarketings und hatten auch in der Wirtschaftswunderzeit Konjunktur", so Dr. Ralf Springer, Dokumentar im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Gerade die Industriestädte in Westdeutschland standen in der Phase des Wiederaufbaus in einem starken Wettbewerb: um Arbeiter, Unternehmen und die beste Zukunftsperspektive. Entsprechend richten alle drei filmischen Stadtporträts den Blick vor allem auf die guten Arbeits- und Wohnbedingungen, die städtische Infrastruktur, auf Freizeitangebote im Sport, in der Kultur und im grünen Umland. Am Ende aller Filme steht die Botschaft, dass die goldene Zukunft gerade erst begonnen habe. 


Ein Blick auf die Montanindustrie - wie hier in Marl - fehlt in keinem der drei Stadtporträts. Foto: LWL

Doch diese Prognose erwies sich als Illusion. Die tiefgreifende Strukturkrise des Reviers zerstörte binnen weniger Jahre den fast schon übersteigerten Optimismus der Nachkriegszeit. Inzwischen liegen die 1950er Jahre mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Stadtporträts aber haben im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums überdauert. "Beim Betrachten der alten Filmaufnahmen wird einem bewusst, wie viel Zeit seitdem tatsächlich vergangen ist und wie sehr sich die Welt seitdem verändert hat", meint Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des LWL-Medienzentrums. "Die drei Filmporträts auf der DVD erlauben einen Blick in die Lebens- und Arbeitswelt, aber auch die Selbstdarstellung, die Normen und Ideale dieser längst vergangenen Zeit. Gerade das macht die Filme auch für Nachgeborene zu faszinierenden Zeitdokumenten."

Wie viele andere Städte in der Wirtschaftswunderzeit präsentierten sich auch Gelsenkirchen, Marl und Castrop-Rauxel mit einem Stadtwerbefilm.  Foto: LWL


Hintergrund:Das Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen

Der Wert historischer Zelluloidstreifen als visuelles Gedächtnis der kleinen und großen Geschichte des 20. Jahrhunderts hat den LWL schon Anfang der 1990er Jahre veranlasst, im LWL-Medienzentrums für Westfalen ein eigenes Filmarchiv für das visuelle Erbe Westfalens vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu schaffen. Zur Dienstleistungsfunktion des LWL-Medienzentrums gehört, Filmträger nicht nur sachgerecht zu archivieren, sondern sie zugleich einer breiten Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Mit Hilfe des hauseigenen Filmstudios wird seit 1995 ein ausgewählter Teil der Archivschätze in Form von professionellen Editionen neu herausgebracht. Über 45 Produktionen sind inzwischen in der Reihe "Westfalen in historischen Filmen" erschienen.


Stadtporträts aus dem Revier.

Castrop-Rauxel, Marl und Gelsenkirchen im Wirtschaftswunder
DVD mit Begleitheft

Drei Filme mit Einführungsfilm, sw, Spielzeit ca. 40 Minuten
Preis 14,90 Euro. 
Bezug LWL-Medienzentrum
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster


Fax: 0251 / 591-3982 



Fürstenbergstr. 14 
48147 Münster