Samstag, 6. April 2013

Briten in Westfalen



Momentaufnahme während einer Parade im Rahmen einer Ordensverleihung nach einem sechsmonatigen Afghanistan-Einsatz der 1st Queen's Dragoon Guards, Dempsey Kaserne, Sennelager. Foto: LWL/Sagurna


Britische Streitkräfte in Deutschland 

Im Rathaus der Stadt Herford zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 4. bis 29. April die Fotoausstellung "Die Briten in Westfalen-Lippe". Die Ausstellung gewährt einen Einblick in eine fotografische Kulturdokumentation des LWL-Medienzentrums, die Reportagecharakter besitzt.

Rugby-Spieler Portrait, aufgenommen
 in der Royal Artillery, Mansergh-Kaserne
 Gütersloh. Foto: LWL/Sagurna
Die Fotoarbeiten entstanden in enger Kooperation mit dem im Hauptquartier der 1. Britischen Panzerdivision ansässigen Army Press Office der Britischen Streitkräfte in Deutschland. Mit dieser offiziellen Unterstützung von britischer Seite öffneten sich Stephan Sagurna, dem Fotografen des LWL-Medienzentrums, Türen und Tore - meist Kasernentore - um Einblicke in eine Parallelwelt zu erhalten. Nach und nach hat er zahlreiche Wunschmotive mit der Kamera realisiert.

Aus mehreren hundert Bildern hat das LWL-Medienzentrum 29 beispielhafte Motive zu einer Fotoausstellung zusammengestellt, die ab Donnerstag, 4. April, im Rathaus der Stadt Herford während der Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag von 7 bis 17 Uhr, Freitag bis 14 Uhr) zu sehen sein wird. Die Ausstellungseröffnung findet bereits am 3. April um 18 Uhr statt. Bei der Fotoauswahl wurde der Ausstellungsort Herford besonders berücksichtigt. So sind die Kasernen in Herford dokumentiert und verschiedene Veranstaltungen in der Kreisstadt, bei denen die Soldaten, Offizielle und Bürger in Kontakt zueinander gekommen sind. 


Vorbereitung eines Afghanistan-Einsatzes:
Sanitätsübung in Münster mit versehrten Schauspielern,
Kunstblut, simulierten Kampfhandlungen im direkten
 Umfeld, und echtem Zeitdruck. Foto: LWL/Sagurna
"Die Fotos belegen, dass der Soldatenberuf auch heute noch kein Beruf wie jeder andere ist. Bei seiner Ausübung haben Begriffe wie Tod, Überleben, Schützen und Töten eine Bedeutung, wie nirgendwo sonst", erklärt Dr. Hermann-Josef Höper vom LWL-Medienzentrum. 

Das Sanitätstraining, bei dem hergerichtete "Stuntmen" und eine akustische Kampfkulisse eine möglichst realistische Situation für die Soldaten simulieren sollten, vermittelte dem Fotografen eine Ahnung davon, welchem Stress die Soldaten im Einsatz ausgesetzt sein können. Der Ausstellungsbesucher kann beim Betrachten des Bildes die Ausnahmesituation erahnen. Wichtig war es dem Fotografen und dem für die Medienproduktion verantwortlichen Höper, Bilder von einzelnen Menschen zu erhalten und nicht der möglichen Faszination militärischer Technik zu erliegen.

"Ein besonderes Ereignis war es immer wieder, wenn ein Mitglied des britischen Königshauses den in Westfalen stationierten Soldaten einen Besuch abstattete und ein offenes Ohr - oder auch einen Orden - für sie hatte", denkt Stephan Sagurna gern an die Highlights der Ausstellungsdokumentation zurück. 


Hintergrund
Vor mehr als 65 Jahren rückten die Briten am Ende des Zweiten Weltkrieges als Sieger in das Rheinland und in Westfalen ein. Sie halfen mit, das Nachkriegschaos zu bewältigen und ein neues, demokratisches Deutschland aufzubauen. Sie legten die preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen zusammen und gründeten so das Bundesland Nordrhein-Westfalen, wo auch heute noch die meisten von ihnen stationiert sind. 


Westfälische Schützen auf der
Besuchertribüne zu "Operation
 Herrick 15 Medals Parade" in
 Anwesenheit von Prinz Philip in Paderborn.
Foto: LWL/Sagurna
Während des Kalten Krieges wurden sie zu Bündnispartnern und nach der Wiedervereinigung blieben sie als Freunde: Die Angehörigen der British Forces Germany. Bevor die Britischen Soldaten in wenigen Jahren abgezogen sein werden, hat der LWL ihre Anwesenheit in Westfalen-Lippe fotografisch dokumentiert. 

Um mehr als die Hälfte wurden die britischen Streitkräfte in Deutschland bereits in den 1990er Jahren reduziert. Die Einsatzgebiete derer, die blieben, verlagerten sich in den Irak, nach Afghanistan und an andere Brennpunkte der Welt. Jetzt sind nach den Plänen der britischen Regierung ihre Tage in Nordrhein-Westfalen gezählt. Die Streitkräfte strukturieren sich um und verringern ihren militärischen und zivilen Stab von derzeit noch über 50.000 Menschen, um Deutschland in wenigen Jahren ganz zu verlassen. 


Die Fotografen des LWL-Medienzentrums sind mit dem Auftrag der "visuellen Kulturdokumentation" in ganz Westfalen-Lippe unterwegs. Das Spektrum der Aufnahme-Sujets ist dabei so vielfältig wie die Region selbst: von Landschaftsfotografien über die fotografische Dokumentation historischer und zeitgenössischer Architektur bis hin zu Fotografien von Kulturereignissen und Porträtfotografien der Menschen, die der Region ihr Profil geben. Alle Aufnahmen werden über die Bilddatenbank des LWL-Medienzentrums online abrufbar gemacht: 

http://www.bildarchiv-westfalen.lwl.org.



Nach dem Abzug der Briten: Besetztes Haus in einer ehemaligen britischen Wohnsiedlung in Münster. Foto: LWL/Sagurna

Briten in Westfalen
Ausstellung zur Fotodokumentation
Rathaus der Stadt Herford, Rathausplatz 1,
4. bis zum 29. April,
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 7 bis 17 Uhr, Freitag bis 14 Uhr.
Weitere Ausstellungsorte sind in Planung.


LWL-Einrichtung:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
Karte und Routenplaner