Mittwoch, 14. August 2013

Musik - Szene - Kneipe

Auf große Besucherresonanz stößt die aktuelle Ausstellung im Städtischen Museum Schloss Rheydt, die unter dem Titel „Musik-Szene-Kneipe. Mönchengladbach zwischen Jazz, Beat und Folk“ steht und noch bis zum 8. September zu sehen ist. Dabei nimmt die abwechslungsreiche Ausstellung die Jugendkultur in der Vitusstadt von den späten 1950er bis zu den frühen 1970er Jahren in den Fokus.

Ab den 1950er Jahren entwickelte sich in Mönchengladbach eine blühende Musikszene, von der noch heute die Rede ist. Die Jugendlichen der Nachkriegszeit begeisterten sich für moderne Musik, die öffentlich aber noch kaum zu hören war. In Cafés, auf Hochzeiten oder Bällen wurde vor allem Unterhaltungs- und Tanzmusik gespielt. Die Sendeformate des öffentlichen Radios waren noch stark an die Vorkriegszeit angelehnt, Tonträger und Abspielgeräte waren selten und teuer, Fernsehen noch kaum verbreitet. Wollten die Jugendlichen andere Musik hören, mussten sie eigenständig zum Instrument greifen - und gründeten selbst Bands.

Zunächst eiferten sie Skiffle- und Jazzmusik nach, die, ausgehend von den USA, durch britische Künstler wie Chris Barber auch in Europa immer beliebter wurden. In den 1960er Jahren bekamen die Jazzbands im Zuge der Beatwelle, die ihre Ursprünge ebenfalls in England hatte, starke Konkurrenz. Besonders im schulischen Umfeld entstanden zahlreiche Beatbands. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Jugend- und Studentenbewegungen der späten 1960er Jahre gewannen dann Folk- und Protestsongs, die sich mit den aktuellen politischen und sozialen Problemen auseinandersetzten, immer mehr Zuhörer. Initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck traten in Mönchengladbach nationale und internationale Liedermacher auf.

Anfangs spielten Jazz- und Beatbands vor allem in Jugendheimen und Schulaulen, nach und nach öffneten sich dann auch gediegene Gaststätten wie Haus Pauen diesem Trend und entdeckten die jugendlichen Musikfans als finanzkräftigen Kundenkreis. Lokale, die kontinuierlich Jazz oder Beat spielten, existierten dennoch nur sehr vereinzelt. In dieses Vakuum stieß zuerst das „Bügeleisen“, das Clublokal der 1958 gegründeten „Monkstown Jazz Society“, sowie Alexander Semjevski mit seiner „budike“: Kneipe, Konzerthaus, Veranstaltungs- und Kulturzentrum gleichermaßen. Die ersten Szenekneipen Mönchengladbachs waren entstanden.


Mit den 1970er Jahren ging die Zeit der Schüler- und Amateurbands langsam zu Ende. Immer professionellere Auftritte waren gefragt, Diskotheken mit großen Lichtanlagen und Musik vom Plattenteller waren schließlich die günstigere Alternative. Die Ausstellung soll an die große Zeit der Amateurbands in Mönchengladbach erinnern. Zu sehen ist die Ausstellung dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.