Auf große Besucherresonanz stößt die aktuelle Ausstellung im
Städtischen Museum Schloss Rheydt, die unter dem Titel
„Musik-Szene-Kneipe. Mönchengladbach zwischen Jazz, Beat und Folk“ steht
und noch bis zum 8. September zu sehen ist. Dabei nimmt die
abwechslungsreiche Ausstellung die Jugendkultur in der Vitusstadt von
den späten 1950er bis zu den frühen 1970er Jahren in den Fokus.
Ab den 1950er Jahren entwickelte sich in Mönchengladbach eine
blühende Musikszene, von der noch heute die Rede ist. Die Jugendlichen
der Nachkriegszeit begeisterten sich für moderne Musik, die öffentlich
aber noch kaum zu hören war. In Cafés, auf Hochzeiten oder Bällen wurde
vor allem Unterhaltungs- und Tanzmusik gespielt. Die Sendeformate des
öffentlichen Radios waren noch stark an die Vorkriegszeit angelehnt,
Tonträger und Abspielgeräte waren selten und teuer, Fernsehen noch kaum
verbreitet. Wollten die Jugendlichen andere Musik hören, mussten sie
eigenständig zum Instrument greifen - und gründeten selbst Bands.
Zunächst eiferten sie Skiffle- und Jazzmusik nach, die, ausgehend von
den USA, durch britische Künstler wie Chris Barber auch in Europa immer
beliebter wurden. In den 1960er Jahren bekamen die Jazzbands im Zuge
der Beatwelle, die ihre Ursprünge ebenfalls in England hatte, starke
Konkurrenz. Besonders im schulischen Umfeld entstanden zahlreiche
Beatbands. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Jugend- und
Studentenbewegungen der späten 1960er Jahre gewannen dann Folk- und
Protestsongs, die sich mit den aktuellen politischen und sozialen
Problemen auseinandersetzten, immer mehr Zuhörer. Initiiert von der
Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck traten in Mönchengladbach nationale und
internationale Liedermacher auf.
Anfangs spielten Jazz- und Beatbands vor allem in Jugendheimen und
Schulaulen, nach und nach öffneten sich dann auch gediegene Gaststätten
wie Haus Pauen diesem Trend und entdeckten die jugendlichen Musikfans
als finanzkräftigen Kundenkreis. Lokale, die kontinuierlich Jazz oder
Beat spielten, existierten dennoch nur sehr vereinzelt. In dieses Vakuum
stieß zuerst das „Bügeleisen“, das Clublokal der 1958 gegründeten
„Monkstown Jazz Society“, sowie Alexander Semjevski mit seiner „budike“:
Kneipe, Konzerthaus, Veranstaltungs- und Kulturzentrum gleichermaßen.
Die ersten Szenekneipen Mönchengladbachs waren entstanden.
Mit den 1970er Jahren ging die Zeit der Schüler- und Amateurbands
langsam zu Ende. Immer professionellere Auftritte waren gefragt,
Diskotheken mit großen Lichtanlagen und Musik vom Plattenteller waren
schließlich die günstigere Alternative. Die Ausstellung soll an die
große Zeit der Amateurbands in Mönchengladbach erinnern. Zu sehen ist
die Ausstellung dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie samstags
und sonntags von 11 bis 18 Uhr.